BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

DIE GRÜNEN WIESBADEN

Wir wollen’s wissen - Mit Manuela Schon von der Koordinierungsstelle Instanbul-Konvention

Die Einrichtung der Koordinierungsstelle der Istanbul-Konvention im Wiesbadener Rathaus ist einer unserer ersten großen Erfolge in dieser Wahlperiode. Dort bearbeitet Manuela Schon nun ein sehr umfangreiches und vor allem wichtiges Feld. Denn: Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider nach wie vor ein Thema. Auch in Wiesbaden - auch wenn sich schon einiges getan hat. Wir haben Manuela Schon um ein kurzes Interview gebeten, das Einblick liefert in ihre Aufgaben, die Handlungsfelder und auch die Nachholbedarfe.

13.02.22 –

Die Einrichtung der Koordinierungsstelle der Istanbul-Konvention im Wiesbadener Rathaus ist einer unserer ersten großen Erfolge in dieser Wahlperiode. Dort bearbeitet Manuela Schon nun ein sehr umfangreiches und vor allem wichtiges Feld. Denn: Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider nach wie vor ein Thema. Auch in Wiesbaden - auch wenn sich schon einiges getan hat. Wir haben Manuela Schon um ein kurzes Interview gebeten, das Einblick liefert in ihre Aufgaben, die Handlungsfelder und auch die Nachholbedarfe.

❓ Worin sehen Sie die Aufgaben als Referentin für die neu geschaffene Koordinierungsstelle der Istanbul-Konvention?

❗️ Das Kommunale Frauenreferat unter Leitung der kommunalen Frauenbeauftragten Saskia Veit-Prang hat sich im vergangenen Jahr bereits einen umfassenden Überblick über die Situation in Wiesbaden verschafft. Neben dem Aufbau eines Monitoring-Systems gilt es, auf wissenschaftlicher Basis für die lokale Ebene passgenaue Lösungen zur Schließung von Schutzlücken zu erarbeiten. Die multidisziplinäre Kooperation muss perspektivisch alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt umfassen, es müssen Fortbildungsangebote für Berufsgruppen unterbreitet und die gesamte Stadtbevölkerung mit umfassenden Informationen zum Thema versorgt werden. Die große Herausforderung besteht in der Entwicklung einer koordinierten Gesamtstrategie und einem lokalen Aktionsplan, der allen Säulen der Konvention – Prävention, Schutz und Unterstützung, Strafverfolgung und koordinierte Maßnahmen – abdeckt, sowie der Überprüfung der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen (Evaluation).

❓ Wie sehen Sie die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland? Wo gibt es Nachholbedarf? Wo sind wir auf einem guten Weg?

❗️ Die gute Nachricht: Die BRD erfüllt insbesondere in den Städten mit ihren gewachsenen institutionalisierten Strukturen bereits viele Vorgaben der Konvention gut. Wir dürfen nicht vergessen, dass noch in den 1970er Jahren feministische Aktivistinnen unter Einsatz persönlicher Ressourcen und unter Inkaufnahme von Bedrohungen gewaltbetroffene Frauen unterstützten. Gewalt gegen Frauen galt damals noch als Privatangelegenheit – und in vielen Ländern ist das noch heute so. Dass die Bekämpfung heute hierzulande als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anerkannt ist und Betroffene mit der Konvention nun auch einen Rechtsanspruch auf Schutz und Unterstützung haben, ist ein neuer Meilenstein. Die Gesellschaft braucht jedoch nach wie vor mehr Bewusstsein für die Ursachen der Gewalt, für die von ihr verursachten Schäden und die Folgen für alle – und natürlich müssen wir dafür sorgen, dass alle Mädchen und Frauen gleichermaßen von unseren Maßnahmen erreicht werden.

❓ Was kann die Politik tun, um Frauen und Mädchen besser vor Gewalt und Unterdrückung zu schützen?

❗️ Zum einen bedarf es auf allen Ebenen – Bund, Länder und Kommunen – personell und finanziell gut ausgestattete Koordinierungsstellen, wie sie in Artikel 10 vorgesehen sind. Die Landeshauptstadt Wiesbaden erfüllt diese Vorgabe. Auf Bundesebene sieht der Koalitionsvertrag der amtierenden Regierung eine solche vor. Das Land Hessen ist anders als einige andere Bundesländer der Verpflichtung bisher noch nicht nachgekommen. Nur die vernetzte Zusammenarbeit zwischen den Ebenen kann jedoch garantieren, dass keine isolierten Insellösungen geschaffen werden und es flächendeckend Angebote gibt. Auch Bewusstseinsbildung zum Thema ist eine elementare politische Aufgabe, damit Gewalt gegen Frauen effektiv verhindert werden kann. Dazu tragen auch alle Schritte zu einer echten Gleichstellung der Geschlechter und einer Überwindung der Geschlechterrollenstereotype bei.

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