Wir wollen's wissen - Mit Hendrik Harteman von Spiegelbild

Spiegelbild wurde als Jugend- und Bildungsinitiative gegründet, ist mittlerweile ein eingetragener Verein und verantwortlich für viele Projekte und Angebote im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit in Wiesbaden. Wir sprachen mit dem Leiter von Spiegelbild Hendrik Harteman über die Aufgaben und Zukunft des Vereins, sowie die Bedeutung von politischer Bildung.

20.03.22 –

Spiegelbild wurde als Jugend- und Bildungsinitiative gegründet, ist mittlerweile ein eingetragener Verein und verantwortlich für viele Projekte und Angebote im Bereich der historisch-politischen Bildungsarbeit in Wiesbaden. Wir sprachen mit dem Leiter von Spiegelbild Hendrik Harteman über die Aufgaben und Zukunft des Vereins, sowie die Bedeutung von politischer Bildung.

❓ Auf Ihrer Website beschreiben Sie, dass Spiegelbild das Ziel hat, Brücken zu bauen zwischen der Lebenswelt der Jugendlichen und der Geschichte. Das klingt nach einer riesigen Aufgabe. Wie kann das gelingen?

❗️ Wir erleben in unserer Arbeit, dass junge Menschen neugierig darauf sind zu wissen, wie Verhältnisse geworden sind. Beispielsweise bei Rassismus und Antisemitismus ist die Verbindung vom alltäglichen Erleben der Ausgrenzung zu historischen und gesellschaftlichen Mechanismen sehr deutlich. Junge Menschen verstehen sehr gut, dass auch ihr Leben durch das, was vor Ihnen in ihrer Schule, in ihrer Stadt war, geprägt ist. Mit Methoden, die bei der aktuellen Lebenswelt von Jugendlichen ansetzen, gelingt es uns gut diverse Brücken zu schlagen, zur Geschichte und zu aktuellen Ideologien der Ungleichheit. Dabei verwickeln wir durch zeitgemäße Konzepte uns und die Teilnehmenden in eine kritische Selbstreflexion.

❓ Seit dem 1. Januar ist Spiegelbild ein eigener Verein. Was bedeutet das für Sie? Was verändert sich dadurch? Wollen Sie neue Akzente setzen?

❗️ Es bedeutet zunächst, dass wir eine neue Basis für die Weiterentwicklung als Träger der Politischen Bildung haben. Wir gehen einen Weg weiter, den wir seit einigen Jahren gemeinsam mit vielen Partner*innen eingeschlagen haben. Spiegelbild ist Wiesbadens "Anlaufstelle Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit". Dieses Angebot wird in diesem Jahr erweitert, wir werden im Auftrag der Stadt eine Beratungsstelle für Betroffene von Diskriminierung aufbauen. Eine Lücke im Umgang mit Betroffenen in Wiesbaden wird damit geschlossen. Weitere Entwicklungen sind, dass wir Regionalkoordination der "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" in Wiesbaden werden. Und wir haben neue Räume, die es uns ermöglichen mit professionellen Standards zu arbeiten. Es passiert einiges ???? .

❓ Mit der Erfahrung aus 10 Jahren Bildungsarbeit: Wie sehen Sie die politische Bildungsarbeit jenseits Initiativen wie Ihrer aufgestellt? Wird genug getan, um Jugendliche, aber auch Erwachsene aufzuklären und zu informieren?

❗️ Ich bin der Überzeugung, dass Politische Bildung einen zu geringen Stellenwert besitzt. Um Demokratie leben zu können und kritische Diskurse führen zu können, braucht es Politische Bildung, für Alle! Eine Idee der Politischen Bildung ist ja, dass Menschen und Gruppen fähig werden, Zusammenhänge zu erkennen und ihr gesellschaftliches Umfeld zu gestalten. Dabei ist Kritik an Sexismus, Antisemitismus, Rassismus und anderen Ungleichheitsideologien wesentlich. Sie durchdringen unser Zusammenleben und niemand ist frei davon. Wir versuchen gemeinsam mit anderen durch unsere Bildungs- und Netzwerkarbeit Impulse zu setzen, damit Menschen aktiv gegen Diskriminierung vorgehen können und Betroffene besser geschützt werden. Diese Arbeit sollte strukturell unterstützt werden und nicht als bloße Prävention verstanden werden. Ich erhoffe mir, dass durch ein Demokratiefördergesetz der Stellenwert der Politischen Bildung anerkannt und verbessert wird.

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